"Meine Freundin sagt mir nicht, wie viel geld sie gespart hat."

 

Stefan, 36

 

Ich liebe meine Freundin, wir sind seit fast sechs Jahren zusammen, alle meine Freunden erwarten, dass wir bald heiraten. Ich würde sie auch gern fragen, aber eines hält mich ab: Sie sagt mir nicht, wie viel Geld sie gespart hat. Sie hat einmal angedeutet, dass sie geerbt hat, sie ist Halb-Niederländerin und hat das Geld auf ihrem Zweitkonto in Amsterdam. Hier in Berlin haben wir ein gemeinsames Konto. Aber wenn das Gespräch auf ihr Konto in Holland kommt, wird sie ganz stumm. Soll ich es vergessen, was raten Sie mir?

 

 

Hallo Stefan,

 

das Schweigen Ihrer Freundin verunsichert Sie und Sie fragen mich, ob Sie diesen Umstand vergessen sollen – ich frage mich, ob das Ihnen überhaupt möglich ist?

 

Das Thema Geld wird in Paarbeziehungen sehr unterschiedlich besprochen und tatsächlich gibt es eine erstaunlich hohe Anzahl an Paaren, die nur sehr zurückhaltend über ihre jeweilige finanzielle Lage miteinander sprechen. Wie wir mit dem Thema Finanzen umgehen, wird häufig durch die Familie geprägt. So wird in manchen Familien sehr offen darüber kommuniziert, andere hüllen sich in Schweigen und mit Sicherheit gibt es noch viele Nuancen dazwischen.

 

Daneben kann es für einen zurückhaltenden Umgang mit diesem Thema auch einige andere Gründe geben. Es könnte sein, ihr ist z.B. gar nicht bewusst, was dieses Schweigen für Sie bedeutet. Mir macht es den Anschein, als ginge es Ihnen um Vertrauen und die Frage dahinter, wieso sie dieses bezüglich des Punktes Geld/Vermögen, noch nicht zu haben scheint.

 

Aufgehend von der Formulierung Ihrer Frage entsteht bei mir der Eindruck, Ihre Freundin hat eine größere Menge Geld gespart und/oder geerbt. Manche Menschen haben schlechte Erfahrungen damit gemacht, ihren Partner*innen und Freund*innen von ihrem Vermögen zu erzählen. Dabei ist ein Aspekt, dass wenn eine Person in einer Patenschaft wesentlich mehr Geld zu Verfügung hat, häufig ein Ungleichgewicht entsteht, welches sich auf verschiedenste Lebensbereiche auswirken kann. Sie schreiben, Sie haben bereits ein gemeinsames Konto. Wie regeln Sie denn, wer welchen Betrag auf dieses einzahlt? Überweisen Sie beide gleich viel, oder nach einem bestimmten Prozentsatzes Ihres Einkommens? Wie gehen Sie mit gemeinsamen Anschaffungen um und wer gibt wieviel Geld für gemeinsame Aktivitäten aus? Könnte hier eventuell auch die Zurückhaltung Ihrer Freundin begründet sein? Ich frage mich, wie würden Sie sich eigentlich an der Stelle Ihrer Freundin verhalten?

 

Wenn Sie eine Ehe eingehen möchten, wird das Thema Finanzen unweigerlich auf den Tisch kommen. Schließlich stellt sich eine wichtige Frage: Ob und wenn ja mit welchem Inhalt ein Ehevertrag geschlossen werden soll. Spätestens an dieser Stelle empfehle ich einen möglichst offenen Austausch über den Umgang mit Geld. Dazu gehört auch das Sparen und das Anlegen von Vermögen. Daher stellt sich für mich die Frage, ob Sie „es vergessen“ sollen, gar nicht. Wenn Sie vorhaben, den Rest Ihres Lebens mit dieser Frau verbringen zu wollen, gehört ein offenes Gespräch über Ihre jeweilige finanzielle Lage meiner Meinung nach dazu. Vielleicht würde ich damit einsteigen, ihre Zurückhaltung bezüglich des Kontos in Amsterdam zu beschreiben und welche Fragen Sie dazu beschäftigen. Denn, wie oben bereits erwähnt, ist es möglich, es ist ihr gar nicht bewusst, welchen Einfluss diese Geheimnistuerei auf Sie hat.